#1 Beobachtung der Veränderung der Hansestadt Hamburg anhand historischer Stadtkarten

Im Folgenden möchte ich drei historische Stadtkarten Hamburgs präsentieren und der Veränderung der Hansestadt nachgehen.

Es handelt sich dabei um

  • einen kolorierten Kupferstich von Frans Hogenberg von 1572,
  • einen nichtkolorierter Kupferstich von Matthäus Merian den Älteren von 1641
  • eine Stadtkarte veröffentlicht 1910 von Karl Baedeker.

Hamburch ein vornẽliche Hanse Stat (1572)

historisches Vogelschaubild der Stadt Hamburg

Hamburch ein vornẽliche Hanse Stat,
historisches Vogelschaubild als kolorierter Kupferstich von Frans Hogenberg von 1572

zum Autor, der Darstellung und ihre Entstehung

Der Autor, Frans Hogenberg (1540–1590), war ein holländischer Kupferstecher. Kupferstich bezeichnet hierbei das Produkt eines grafischen Tiefdruckverfahrens, bei dem das zu druckende Bild spiegelverkehrt in eine Kupferplatte graviert wird. Der Kupferstich ist eine preisgünstige Reproduktionstechnik, da von einer Druckvorlage praktisch beliebig viele Abzüge auf Papier gemacht werden können. Die Karte wurde (anschließend an den Druck) per Hand koloriert und 1572 von Georg Braun und Hogenberg im sechsbändigen Werk „Civitates Orbis Terrarum“ als Karte I-24 in Köln veröffentlicht. Die Quelle ist The Hebrew University of Jerusalem. Das Original misst 160mm x 473mm.
Der Kupferstich stellt die Ansicht der Stadt dar, wie sie sich einem Betrachter an dem südlichen Ufer der Norderelbe gezeigt haben würde, etwa auf Höhe des ehemaligen Schumacherwerder („Segelschiffhafen“ um 1910, heute in etwa das Gebiet zwischen Moldau- und Hansahafen). Die Darstellung ist allerdings perspektivisch verzerrt, um die Tiefe des Raumes darzustellen. Schiffe und Personen sind im Vordergrund dabei größer dargestellt als realistisch. Es handelt sich daher um ein Vogelschaubild.
Der Betrachter befindet sich nicht auf Bodenhöhe, sondern ist erhöht, der Blickwinkel fällt über die Stadtmauern leicht schräg in die Stadt, daher handelt sich um keine Seitenansicht der Stadt. Die Stadtmauern wiederum sind von einem Wassergraben umfasst, an strategischen Punkten befinden sich vier sichtbare Rondelle. Im Vordergrund befindet sich der vorgelagerte Grasbrook.
Das Panorama der Stadt wird dominiert (von links nach rechts) von den Kirchtürmen „S. Nicolaus“, „S. Maria Magdalena“, „S. Katarina“, „S. Joannes“, „Sanct Peter“, „S. Iacob“ und „S. Gerdrut“, sowie „Der Thuem“ an zentraler Position.
Desweiteren sind bezeichnet (von links nach rechts): „Die Nieder bruck“, „Die Schaer Kirch“, „Miller dorff.“, „Der Heilig Geist“, „Der Winser Port“ sowie „Das Stein Tor“.

Interpretation

„Die Schaer Kirch“ bezeichnet die ehemalige Scharkapelle in der Nähe des Schaartors. Hierzu mehr im nächsten Portfolio-Eintrag #2 Von der Scharkapelle und dem Waisenhaus.
„Der Thuem“ bezeichnet vermutlich den Dom, siehe z.B. auf der weiter unten behandelten Karte von 1641, sowie auf der Karte Niedersachsen von Joan Janssonius (eigentlich Jan Janszoon, 1588-1664) aus dem Jahr 1704, mit einer Gesamtansicht der Stadt Hamburg auf Rollwerkskartusche . Dieser Mariendom ist ursprünglich der Bischofssitz des Erzbistums Hamburg, dessen Sitz schon im 9. Jahrhundert nach Bremen verlegt wird. Die Kirche behält darüber hinaus die Bezeichnung „Dom“. An der Stelle der Kirche wird im 13. Jahrhundert eine mächtige Domkirche im gotischen Stil erbaut, diese wird 1805 abgerissen.
„Der Heilig Geist“ bezeichnet vermutlich das „Hospital zum Heiligen Geist“, ein Klosterkrankenhaus, zu dessen Besitz Wiesen westlich der Wallanlagen gehörten, wonach später das Heiligengeistfeld benannt wird (Kopitzsch & Tilgner 1998:234). Die erste urkundliche Erwähnung des Hospitals ist von 1246 (Möller & Dutz 1977), vermutlich ist es etwa 20 Jahre älter (Kopitzsch & Tilgner 1998:247).
„Der Winser Port“ bezeichnet das Stadttor nach Südosten gen Winsen an der Luhe (von lat. porta, dt. „Tor“).
„Das Stein Tor“ im Osten bezieht seinen Namen von der Steinstraße, in deren Flucht es stand. Als eine der meistfrequentiertesten Straßen der Stadt führt sie zur Handelsstadt Lübeck, und wurde als solche schon früh gepflastert (Kopitzsch & Tilgner 1998:309).

Überschrift und Bilduntertitel

Im oberen Teil der Karte steht auf Rollwerk in Versalien

HAMBVRCH EIN VORNẼLICHE HAN[SE] STAT,

was ich mit „Hamburg, eine bedeutende Hansestadt“ übersetze (siehe Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Leipzig 1854-1961, Bd. 26, Sp. 1360, s.v. vornehmlich; „(…) vor anderem wichtig, sich hervorhebend u.ä. (…)“; siehe auch Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart von Johann Christoph Adelung, Leipzig 1801, Band 4., S. 1285, s.v. vornêhmlich: „(…) vor andern Dingen seiner Art (…)“).

Auf Rollwerk im unteren Teil und als Bilduntertitel steht:

Hamburga, Florentissimum inferioris Saxoni⸗

æ emporium, Anglorum frequẽtatione hoc tẽ⸗

pore celeberrimum A° Dñi: M.D.LXXII.

Der Doppebindestrich markiert eine Silbentrennung am Zeilenumbruch. Das diakritische Zeichen der Tilde (~) kennzeichnet in dieser Schreibweise eine Abkürzung, wobei die Tilde im Fall von Domini > Dñi nach der Auslassung steht. Bei Nasalen steht sie hingegen vor der Auslassung (z.B. vornehmlich > vornẽlich, frequentatione > frequẽtatione, tempore > tẽpore), was auch der heutigen Verwendung im Internationalen Phonetischen Alphabet (IPA) entspricht. Diese Konvention ist sowohl die Grundlage für die Entstehung des Umlauts im Deutschen (die „Tüpfel“ markieren ein dem Vokal nachgestelltes e) als auch die Omission von intervokalen n im Portugiesischen bei Wörtern lateinischen Ursprungs (z.B. lat. manus > port. mão, dt. „Hand“; lat. rationes > port. razões, dt. „Gründe“). Die Abkürzung von Anno zu A° ist eindeutig und erfolgt ohne Markierung durch Tilde.

In ausgeschriebener Form lautet der Text also:

Hamburga, Florentissimum inferioris Saxoniae emporium, Anglorum frequentatione hoc tempore celeberrimum Anno Domini 1572

Übersetzung

englisch

Hamburg, the most flourishing market at the lower of Saxony, best known at this time as a much frequented joint by the Angles in the year of the Lord 1572.

deutsch

Hamburg, der blühendste Markt im niederen Sachsen, am bekanntesten als ein in dieser Zeit von den Angeln häufig besuchter Ort im Jahre des Herrn 1572.

Florentissimum: SUPERLATIV-NOMINATIV-NEUTRUM-SINGULAR von florens (blühend)
inferioris: GENITIV von inferior (nieder)
Saxoniae: GENITIV von Saxoni (Sachsen)
emporium: NOMINATIV von emporium (Handelsplatz, Markt)
Anglorum: GENITIV-PLURAL von anglus (Volk der Angeln); nicht GENITIV-PLURAL von angulus (Ecke, Winkel, Ort, Treffpunkt)
frequentatione: ABLATIV-SINGULAR von frequentatio (Häufung)
hoc tempore: (in dieser Zeit, zu dieser Zeit, heutzutage)
celeberrimum: SUPERLATIV von celeber (berühmt, gefeiert, bekannt, viel genannt, allgemein verbreitet)

Beobachtungen und Anmerkungen

Auf dem vorgelagerten Grasbrook sind neben einigen Kühen auch zwei Galgen zu erkennen, was der historischen Nutzung als Weideland für Milchkühe sowie als Hinrichtungsort vor den Toren der Stadt entspricht, z.B. zur Hinrichtung der Vitalienbrüder um 1400 (Kopitzsch & Tilgner 1998:183f u. 508). Den Hingerichteten wurde eine Bestattung in geweihter Erde, d.h. auf einem Friedhof innerhalb der Stadtmauern (Kopitzsch & Tilgner 1998:169) verwehrt, teilweise wurden die Leichen zur Abschreckung ausgestellt bzw. ihre Köpfe auf Pfähle genagelt. Dies ist unter anderem dargestellt auf dem Flugblatt „Die hingerichtete See-Räuber Störtebek und Gödeke Micheel“ von 1701, das zum 300. Jahrestag der Hinrichtung der Genannten bei Nicolaus Sauer im Schaarsteinweg, Hamburg, gedruckt wurde, und sich heute im Bestand des Hamburger Staatsarchivs befindet (Sauer 1701). In der heutigen HafenCity befindet sich eine 1982 von Hansjörg Wagner geschaffene Bronzeplastik, die den an den Händen gefesselten Klaus Störtebecker unmittelbar vor der Hinrichtung darstellt. Ursprünglich am Brooktor aufgestellt (Kopitzsch & Tilgner 1998:469f) wurde sie im Zuge der Bauarbeiten an die Osakaallee gegenüber dem Internationalen Maritimen Museum versetzt.
Die Kirche St. Jacobi weist zwar einen Kirchturm auf, besitzt allerdings keinen Turmhelm. Dieser wird erst zwischen 1587 und 1590 geschaffen und in seiner spätgotischen Gestaltung der nahen St. Getrudenkapelle entlehnt (Kopitzsch & Tilgner 1998:448). Diese befindet sich zu diesem Zeitpunkt noch an ihrem ursprünglichen Platz zwischen Rosen- und Lilienstraße (heute: Gertrudenkirchhof), wird aber 1842 während des Großen Brandes zerstört (Kopitzsch & Tilgner 1998:447).

Hamburgum (1641)

historische Vogelschaukarte der Stadt Hamburg

Hamburgum, historische Vogelschaukarte der Stadt Hamburg
als nichtkolorierter Kupferstich von Matthäus Merian den Älteren von 1641

zum Autor, der Darstellung und ihre Entstehung

Der Autor, Matthäus Merian der Ältere (1593-1650) war ein schweizerisch-deutscher Kupferstecher und Verleger. Sein Hauptwerk „Topographia Germaniae“ entstand in Zusammenarbeit mit Martin Zeiller in den Jahren 1642 bis 1654 und umfasste 16 Bände. Der hier behandelte Kupferstich entstand vermutlich um 1640 und wurde 1641 von Johann Angelus von Werdenhagen in Leiden erstmals veröffentlicht in „Res Hanseaticae“. Quelle ist die digitalisierte Kopie eines Faksimiles von 1924 in der deutschsprachige Online-Bibliothek zeno.org. Das Original mißt 275 × 355 mm. Der Kupferstich wurde von Merians Erben in kolorierter Form veröffentlicht in der „Topographia Saxoniae Inferioris“ mit dem Untertitel „Das ist / Beschreibung der Vornemsten / und bekantisten Stätte / vnd Plätz / in den Hochlöblichsten NiederSächsichen Craisse“ (Frankfurt am Main, 1653).

Kopien der „Topographia Saxoniae Inferioris“ finden sich auch:

  • in der Wikisource (ein freies Online-Projekt zur Sammlung und Edition von Texten, die entweder urheberrechtsfrei, also gemeinfrei, sind, oder unter einer freien Lizenz stehen),
  • sowie in den Wikimedia Commons (eine internationale Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien, deren kostenlose Nutzung und Weiterverbreitung urheberrechtlich erlaubt ist).

Hier finden sich auch Kopien des Kupferstichs:

Auch in dieser Darstellung ist der Raum durch eine isometrische Perspektive mit den Dimensionen Breite, Länge und Tiefe dargestellt. Der Blickwinkel ist jedoch wesentlich steiler als bei dem Kupferstich aus 1572, der Blick fällt von Norden auf die Stadt. Es handelt sich um eine Vogelschaukarte, also eine „konstruktive Parallelperspektive (Axonometrie) auf einer schrägen Bildebene“ (Arisleidy Stolzenberger-Ramirez: GeoDataZone, s.v.. Universidad Nacional de Jujuy, Argentina). Eine Horizontlinie ist nicht gegeben. Markante Punkte sind nummeriert und in der Legende im rechten, unteren Bildecke erläutert.

Unklar ist, wie das Wissen um die Entfernungen und Relationen zwischen den dargestellten Orten erworben wurde. Die Triangulation („Dreiecksmessung“) zur Vermessung von Raum unter Berücksichtigung der Kugelgestalt der Erde und der allseitigen Krümmung der Erdoberfläche wird zwar bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts durch den holländische Gelehrten Willebrod Snell van Rojen (lat. Snellius) in Leyden entwickelt. Die erste Triangulation in Hamburg durch Heinrich Christian Schumacher findet allerdings erst 1814 statt (LGV 2010, Kopitzsch & Tilgner 1998:428). Es ist also davon auszugehen, dass eventuelle Messungen ohne Berücksichtigung der Krümmung der Erdoberfläche erfolgten. Erschwerend käme hierbei noch hinzu, dass es zu diesem Zeitpunkt kein einheitliches Längenmaß gibt (Kopitzsch & Tilgner 1998:317). Der 1799 durch Beschluss der französischen Nationalversammlung endgültige festgelegte „mètre vrai et définitif“ wird erst am 17.08.1868 für das Gebiet des Norddeutschen Bundes als „legaler Meter“ eingeführt. Das Deutsche Reich tritt erst 1872 der Internationalen Meterkonvention, die in Frankreich gegründet wurde, bei. Bis dahin haben in Hamburg und Umgebung noch unterschiedliche Fußmaße Bedeutung, darunter das Hamburger, das Dänische oder Preussische, Französische und Englische Fußmaß, sowie die französische Toise.

Unterschiede zur Darstellung von 1572

Sichtbar sind die Stadtbefestigungen, die von 1616 bis 1625 unter der Leitung von Johan van Valckenburgh um Hamburg errichtet wurden (siehe Gedenktafel der Patriotischen Gesellschaft in Planen un Blomen).
Dazu gehören die Wallanlagen mit den zu 22 Bastionen umgebauten Rondellen mit fünfeckigen Grundriss, ein breiter Wassergraben, 11 Ravelins mit dreieckigem Grundriss, wie auch der Baumwall, der den an der Alstermündung gelegenen Binnenhafen von der Norderelbe her durch eine doppelte Palisadenreihe mit Schwimmbaum, genannt „Niederbaum“, bis 1852 absichert (Kopitzsch & Tilgner 1998:55). Auf ähnliche Weise ist die Stadt auch elbaufwärts durch den „Oberbaum“ und zur Außenalster hin durch einen angeketteten, schwimmenden Baumstamm gesichert (Kopitzsch & Tilgner 1998:24, 57f u. 515). Sieben Stadttore sind verzeichnet, durch die der Zugang zur Stadt möglich ist (Kopitzsch & Tilgner 1998:461). Bei Sonnenuntergang werden diese verschlossen (Torschluss). Erst 1798 wird dies durch Einführung der Torsperre gelockert (Kopitzsch & Tilgner 1998:490). Im Zuge des Befestigungsbau wird der nördliche Grasbrook Teil der umwallten Stadt (Kopitzsch & Tilgner 1998:183).
Die Darstellung weist scheinbar viele Details auf: jedes einzelne Haus ist mit Türen, Giebeln und sogar Fenster versehen, Wasserflächen sind gekräuselt dargestellt, die Sumpflandschaft des Grasbrooks schattiert. Gleichzeitig ist die Reproduktion dieser Details generisch, so unterscheiden z.B. die Wohngebäude sich nicht erkennbar voneinander. Die Darstellung von identifizierbaren Details beschränkt sich größtenteils auf Sakralbauten, das Rathaus und die Börse.
An der Stelle der Scharkapelle ist das Waisenhaus (als Nr. 18) verzeichnet. Hierzu mehr im nächsten Portfolio-Eintrag #2 Von der Scharkapelle und dem Waisenhaus.

Transkription der Legende im unteren, rechten Eck

  1. Pferdtmarckt [Pferdemarkt]
  2. Opm berge [ndt. Auf dem Berg]
  3. S. Peter [St. Petri]
  4. Der Domh [Der Dom]
  5. S. Iacob [St. Jacob]
  6. S. Gertraud [St. Gertrud]
  7. Fiſchmarck [Fischmarkt]
  8. S. Cathrina [St. Katharinen]
  9. Alte Gran [Alter Kran, siehe Kommentare]
  10. Die Beurs [Börse]
  11. S. Niclaus [St. Nikolai]
  12. Hopfemarckt [Hopfenmarkt]
  13. Der Neue Gran [Der Neue Kran, siehe Kommentare]
  14. Heilig Geÿst [vmtl. das Hospital zum „Heiligen Geist“]
  15. Bulleſtal [Bullenstall]
  16. S. Maria Magdalena [St. Maria Magdalena]
  17. S. Iohann [St. Johann]
  18. Weiſenhauſe [Waisenhaus]
  19. Rathauſe [Rathaus]
  20. Zuchthauſe [Zuchthaus]
  21. Meſtberg [Meßberg]
  22. Winſer baum [Winserbaum]
  23. Stein thor [Steintor]
  24. Keerweder [Kehrwieder]
  25. Reicheſtraß [Reichenstraße]
  26. Engelshauſ [Engelshaus]
  27. Newe Marckt [Neuer Markt]
  28. Schiffbawerbrock [Schiffsbauerbrook]
  29. Newe Bruck [Neue Brücke]
  30. Hoch Bruck [Hohe Brücke]
  31. Im Grim [Im Grimm]
  32. S. Cathrinastraß [St. Katharinenstraße]

Beobachtungen und Anmerkungen

Auch hier finden sich wie im Vogelschaubild von 1572 wieder stilisierte Galgen auf dem Grasbrook.
Als Titel des Kupferstiches ist im oberen Bereich der Schriftzug „HAMBVRGVM.“ in Majuskeln ausgeschrieben (hierbei ersetzt das <V> das <U>). Daneben findet sich im oberen, rechten Eck das Wappen der Stadt Hamburg: der mittlere Turm wird heute als Darstellung des mittelalterlichen Doms gedeutet (ist hier jedoch ohne Kreuz, obwohl die Darstellung des Doms im Kupferstich, Nr. 4, ein Kreuz aufweist), die Seitentürme sind noch ohne die „Mariensterne“ dargestellt. Das Tor weist ein Fallgitter auf halber Höhe auf.
Der (alte) Fischmarkt, Nr. 7, befindet sich südlich des Domes und nördlich der Reichenstraße.
Unklar bleibt die Bezeichnung „Gran“ für Nr. 9 (neben der alten Börse) und Nr. 13 (am Binnenhafen). Seltsam erscheint der wechselnde Genus: die Schreibweise ohne bestimmten Artikel „Alte Gran“ suggeriert Femininum, aber „Der Neue Gran“ ist eindeutig maskulin. Die Nähe zur Börse wie zum Hafen legt eine Assoziation mit dem Handels- und Transportwesen nahe. Möglicherweise wurden dort Waren gewogen oder Messgeräte geeicht (letzteres noch heute in Deutschland nach dem Eichgesetz eine hoheitliche Aufgabe). Das Gran (oder auch Grain, von lat. Granum, dt. „das Korn“) ist eine alte Maßeinheit der Masse von rund 0,05 bis 0,065 Gramm für Edelmetalle und Edelsteine sowie Apotheker- und Medizinalgewicht, dass in Deutschland, Frankreich, Belgien, der Schweiz, Spanien und Italien verwendet wurde (Kahnt & Knorr 1987:107f). Im angloamerikanischen Maßsystem bildet es noch heute die kleinste Maßeinheit. Selten auch „Linie“ genannt gibt es mit etwa 2 Milimetern ein Längen-, Flächen- und Körpermaß an. (Update: siehe Kommentare!)
Zur Namensherkunft des Meßberg gibt es verschiedene Erklärungen. Etymologisch leitet sich die Bezeichnung ursprüngliche von ndt. „Misthaufen“ ab; der Unrat der Stadt wäre demnach in den Straßen wohl zusammengeschafft, und auf freien Plätzen außerhalb der Stadt wieder aufgefahren worden. Von Zeit zu Zeit seien diese „Meßberge“ dann durch eine gründliche Abfuhr abgetragen worden (Schnitger 1922). Nach Kopitzsch & Tilgner (1998:322) bezeichnet „Melkeberg“ lediglich eine Erhebung in sumpfigem Gelände.
Der Bullenstall bezeichnet einen kleinen gewölbten Durchgang zwischen Millerntor und Niederbaum, nördlich des Pulverturms (Kopitzsch & Tilgner 1998:461).
Der Winserbaum bezeichnet eine Sperre über den Landweg nach Winsen hin (Kopitzsch & Tilgner 1998:54).
Die Wallanlagen durchziehen auch die Alster und deuten mit der Baumsperre schon die spätere Teilung des Alsterbeckens in Binnen- und Außenalster an (Kopitzsch & Tilgner 1998:42 u. 71).

Vergleich mit aktuellen Kartenmaterial

Da zum Zeitpunkt der Anfertigung des Kupferstichs noch keine Mittel zur Verfügung standen, um eine Beobachtung aus der Höhe vorzunehmen, kann es sich bei der Darstellung nicht um die Illustration derselben handeln, sondern muss als eine Abstraktion auf der Grundlage von am Boden gewonnener Daten betrachtet werden. Umso erstaunlicher ist die Übereinstimmung mit heutigen Kartenmaterial aus dem OpenStreetMap-Projekt. Anhand eines Grafikbearbeitungsprogramms kann ich das digitale Kartenmaterial direkt überlagern und vergleichen.

Um die Karte einzunorden orientiere ich mich an der Windrose in der linken, unteren Ecke der Darstellung, und drehe diese um 167,5 Grad (im Uhrzeigersinn). Vergleicht man diese Karte nun mit aktuellen Kartenmaterial fällt auf, dass der Winkel, in dem Alsterfleet, Bleichenfleet und Herrengrabenfleet die Binnenalster mit der Elbe verbinden, nicht übereinstimmt. Die Abweichung beträgt 20,5 Grad, die Windrose ist also falsch. Meine Orientierungspunkte hierfür sind der Verlauf der Fleete zwischen Binnenalster und Elbe, aber auch die zu diesem Zeitpunkt bereits bestehenden Hauptkirchen Hamburgs: St. Petri („S. Peter“), St. Katharinen („S. Catharina“), St. Jacobi („S. Iacobi“) und St. Nikolai („S. Niclaus“). Die tatsächlich notwendige Rotation des Kupferstichs beträgt nur 147,0 Grad.

semitransparente Überlagerung unter Hervorhebung der Hauptkirchen

Bei einem zweiten Versuch die Darstellung mit aktuellem Kartenmaterial in Übereinstimmung zu bringen, orientiere ich mich an vier Stadttoren, die in sich praktischerweise fast genau in den vier Himmelsrichtungen (Norden: Dammtor, Osten, Steintor, Süden: Sandtor, Osten: Millerntor) befinden. Problematisch ist hierbei, dass keines der Tore mehr in seiner ursprünglichen Form existiert. Die Dammtorwache wurde als Polizeiwache erst 1878-1879 erbaut, das Dammtor befand sich etwas weiter südlich im Bereich des heutigen Stephansplatzes (Kopitzsch & Tilgner 1998:117). Das Millerntor (von 1621) wurde unter der französischen Besatzung abgerissen, es befand ich am heutigen Millerntordamm (Kopitzsch & Tilgner 1998:326). Erhalten ist das nördliche Wachhaus der Toranlage von 1819, dieses wurde allerdings 2003 nach Maßnahmen zur Instandsetzung um einige Meter nach Nordosten versetzt. Vom Steintor und Sandtor bleiben heute nur noch Spuren in den Namen der umliegenden Straßen und Hafenanlagen: Steintraße, Steintorwall und Steintordamm, sowie Am Sandtorkai und Auf dem Sande. Die notwendige Rotation des Kupferstichs beträgt hierbei 150,0 Grad.

semitransparente Überlagerung unter Hervorhebung der Stadttore

Aufgrund der perspektivischen Verzerrung als Schrägbild dürfte der Kupferstich nicht mit dem vorhandenen Kartenmaterial übereinstimmen. Bei einem senkrechten Blickwinkel zur Horizontalebene (d.h. 90°), müssten die Werte übereinstimmen. Je kleiner der Blickwinkel, desto stärker müsste die Darstellung auf der y-Achse in Relation zur x-Achse verkürzt werden; bei einem Blickwinkel von 45° würde die Strecke zum Fluchtpunkt hin in perpsektivischer Darstellung halbiert.

Dass sich die Darstellungen überlagern lassen, liegt daran, dass beim Kupferstich zur Erzeugung einer Perspektive auf einer größtenteils getreuen zweidimensionalen Darstellung lediglich die Gebäude lotrecht aufgezeichnet wurden. Beeindruckend sind dennoch die Genauigkeit der Wiedergabe räumlicher Entfernungen. Das Verhältnis beträgt etwa (auf fünf Meter gerundet)

  • von Westen (Millerntor) nach Osten (Steintor) ca. 2315 Meter
  • von Norden (Dammtor) nach Süden (Sandtor) ca. 1665 Meter

→ 2315 / 1665 = 1,39039039

Dieses Verhältnis findet sich auch annähernd in der Darstellung von 1641 wieder. Eine Ausmessung der digitalen Kopie ergibt (auf fünf Pixel gerundet):

  • von Westen (Millerntor) nach Osten (Steintor) 2450 Pixel
  • von Norden (Dammtor) nach Süden (Sandtor) 1780 Pixel

→ 2450 / 1780 = 1,376404494

Die Abweichung zu heutigen Karten beträgt demnach weniger als 1 Prozent.

Hamburg und Altona (1910)

Stadtkarte in Baedecker-Reiseführer

zum Autor, der Darstellung und ihre Entstehung

Das hier verwendete Kartenmaterial findet sich in einem Reiseführer für US-amerikanische Reisende. Veröffentlicht 1910 von Karl Baedeker in „Northern Germany as far as the Bavarian and Austrian Frontiers; Handbook for Travellers“ (15. überarbeitete Auflage), New York, verlegt bei „Charles Scribner’s Sons“. Sitz des deutschen Unternehmens war Leipzig, Dort sind u.a. drei Karten Hamburgs abgedruckt:

  1. „Hamburg I, Innere Stadt“, mit einem Maßstab von 1:11.000;
  2. „II Hamburg und Altona“, mit einem Maßstab von 1:25.000;
  3. „Hamburg-Altona, Übersichtsplan III“, mit einem Maßstab von 1:50.000.

Quelle ist die „Perry-Castañeda Library Map Collection“ der University of Texas, siehe Maps and Plans from Baedeker’s Northern Germany (1910).

Unterschiede zur Darstellung von 1641

Der erste Bau der fünften Hamburger Hauptkirche, St. Michaelis, bekannter als „Michel“, wird erst von 1647 bis 1669 von Peter Marquardt und Christoph Corbinus in der Neustadt errichtet. Sichtbar (jedoch ohne Kennzeichnung und an einem anderen Ort) ist aber schon die Vorläuferkirche, eine dem Erzengel Michael geweihte Kapelle mit Turm, Wetterfahne und Glocke. Diese wurde 1600 errichtet, als wegen der Pesttoten ein Friedhof außerhalb der Stadtmauern angelegt wurde. Dieser „Kleiner Michel“ wurde während der Besetzung durch napoleonische Truppen von diesen beschlagnahmt und als römisch-katholischen Kirche am 3. Februar auf den Namen St. Ansgar geweiht (Kopitzsch & Tilgner 1998:449).
Durch den Bau der Lombardbrücke 1865-1868 nach Plänen von J.H. Maack ist das Alsterbecken in Binnen- und Außenalster geteilt. Über dieses Verbindungsstück führen auch die Gleise der Bahn zwischen Berliner Bahnhof und Altonaer Bahnhof (Kopitzsch & Tilgner 1998:307). Die hier befindliche Mühle wurde 1865 abreissen (Kopitzsch & Tilgner 1998:330).
Das bereits erwähnte Waisenhaus ist auf der Stadtkarte von 1910 nicht mehr markiert. Hierzu mehr im nächsten Portfolio-Eintrag #2 Von der Scharkapelle und dem Waisenhaus.

Beobachtungen und Anmerkungen

Bebaute Grundflächen sind rot eingezeichnet und diagonal schraffiert (\\\). Markante Gebäude sind durch dichtere, gekreuzte (z.B. das erste Hamburger Gaswerk, 1845 am Grasbrookhafen erbaut; Kopitzsch & Tilgner 1998:184) oder abweichende Schraffierung (z.B. Hauptbahnhofhalle) gekennzeichnet. Bahngleise sind als durchgehende schwarze Linie, von Fähren befahrene Strecken auf Alster und Elbe sind durch rote, gestrichelte Linien eingezeichnet.

Augenfällig sind

  • die Verdichtung des Stadtkerns im Bereich der ehemaligen Wallanlagen, die auf die Bevölkerungsentwicklung zurückzuführen ist (Kopitzsch & Tilgner 1998:66f)
  • die städtebaulichen Veränderungen im Bereich des Hafens (Ansiedlung von Werften auf dem Großen Grasbrook ab 1740, 1861 Beschluss der Hamburger Bürgerschaft zum Ausbau des Hafens als Tidehafen nach Plänen von Johannes Dalmann, 1863 Bildung des Amts für Strom- und Hafenbau, ab 1865 Beginn der Hafenerweiterung, Bau der Speicherstadt 1883-1888 auf dem Kleinen Grasbrook; Bebauung und Eingemeindung der Elbinseln im Binnendelta zwischen Norderelbe, Süderelbe und Köhlbrand, u.a. Finkenwerder, Sandwerder, Steinwerder, Georgswerder, Schumacherwerder, Veddel und Wilhelmsburg; Kopitzsch & Tilgner 1998:276 u. 475)
  • der Wachstum der Stadt über die ehemaligen Wallanlagen hinaus nach Westen (Altona), Norden (Rotherbaum) und Osten (St. Georg; Kopitzsch & Tilgner 1998:446f).

Damit einher gehen:

  • die Notwendigkeit eines öffentlichen Personennahverkehrs und infolge dessen der Bau der Straßenbahn, Verbindungsbahn, Vorortbahn, Hoch- und U-Bahn, z.B. die heutige U3 auf einem Viadukt entlang des Elbhafens und die Vorortbahn (S-Bahn ab 1934) über Dammtor, Sternschanze und Holstenstraße nach Altona (Kopitzsch & Tilgner 1998:413f, 472f u. 511);
  • der Bedeutungszuwachs des Hafens als Wirtschaftsraum, und die Erweiterung des Freihafens über die Speicherstadt hinaus bis Veddel und Wilhelmsburg (Kopitzsch & Tilgner 1998:168);
  • die Ausbildung und spätere die Vereinnahmung der Vororte und umliegenden Dörfer und Städte (Kopitzsch & Tilgner 1998:511); bereits mit der Aufhebung der Torsperre zum 31. Dezember 1860 verliert die Grenze zu St. Georg und Rotherbaum ihre Bedeutung für die Freizügigkeit der Anwohner; St. Georg wird 1868 eingemeindet, Rotherbaum 1894. Die Grenze zu Altona ist zwar auf der Karte von 1910 noch eingetragen, die Bebauung ist allerdings durchgehend. Altona wird 1933 im Rahmen des Groß-Hamburg-Gesetzes von 1937 in Hamburg eingemeindet (Kopitzsch & Tilgner 1998:187f).

Abschließende Bemerkungen

„Karte ist nicht gleich Karte. Das merkt man schon bei den Plänen, mit denen man es normalerweise zu tun hat. Landkarten gibt es nicht nur in den unterschiedlichsten Maßstäben, sondern auch mit sehr verschiedenen Arten der Darstellung. Was darin verzeichnet ist und mit welcher Genauigkeit – das hängt davon ab, wofür man sie braucht.“

Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung der Stadt Hamburg zur Herstellung thematischer Karten

So verzeichnet eine topographische Karte eines Geländes alle Punkte einer einheitlichen absoluten Höhe durch sogenannte Höhenlinien (auch Isohypsen oder Niveaulinien) je nach Maßstab in Schritten von 10, 50 oder auch 100 Metern. Es liegt in der Natur einer Karte, dass die Masse der Daten zur Visualisierung vereinfacht werden muss. Das Konzept einer Karte im Maßstab 1:1 wurde erstmals 1893 von Lewis Carroll formuliert. In dem fiktiven Reisebericht „Viajes de varones prudentes“ (dt. Reisen umsichtiger Männer) eines gewissen „Suárez Miranda“ greift Jorge Luis Borges dies auf und führt die Bemühungen der dortigen Kartographen ins Absurde:

„In diesem Reich erreichte die Kunst der Kartographie solche Perfektion, dass die Karte eine einzigen Provinz eine ganze Stadt einnahm, und die Karte des Reiches die ganze Provinz. Im Laufe der Zeit befriedigten diese maßlosen Karten nicht mehr, und die Zunft der Kartographen erstellte eine Karte des Reiches, die die Größe des Reiches selbst hatte und mit diesem Punkt für Punkt übereinstimmte. Die weniger dem Studium der Kartographie Verbundenen und nachfolgende Generationen verstanden, dass diese ausgedehnte Karte unnütz war und ungnädig überließen sie sie den Unbilden der Sonne und der Winter. In den Wüsten des Westens überdauerten einige verstümmelte Ruinen der Karte, bewohnt von Tieren und Bettlern, im ganzen Land gibt es keine andere Relikte der Disziplin der Geographie.“

Jorge Luis Borges: Del rigor en la ciencia, veröffentlicht in: El hacedor. Emecé, Buenos Aires, 1960; eigene Übersetzung)

Bei dem Vergleich des historischen mit aktuellen Kartenmaterial muss berücksichtigt werden: es lässt sich ohne Zugriff auf die Originale und weitere Quellen nicht sagen, ob die dargestellten Flächen (u.a. Wohn-, Gewerbe-, Grün- und Brachflächen) sowie Verläufe (u.a. Straßen und Gewässer) tatsächlich den historischen Tatsachen entsprechen, oder ob möglicherweise bei kleinformatigen Karten aus Gründen der Darstellbarkeit oder auch aus Gründen der beabsichtigten Darstellung Reduktionen in der Detailtreue vorgenommen wurden.
Insbesondere die Kupferstiche konnten in der Herstellung aufgrund ihrer Größe (160mm × 473mm bzw. 275mm × 355mm) nur eine bestimmte Informationsmenge aufnehmen. Bei digitalen Geoinformationssystemen können Informationen hingegen ohne die Begrenzung einer Leinwand hinzugefügt werden.

Karten sind immer nur Annäherungen an das Darzustellende: was sich der Wahrnehmung entzieht oder als irrelevant erachtet wird, hat auf einer Karte keinen Raum. Im Umkehrschluss geben Karten bei kritischer Untersuchung und genauem Vergleich mit anderen Quellenmaterial auch immer Auskunft darüber, was überhaupt und mit welcher Relevanz wahrgenommen wird.

Danksagung

Ich danke adrianus vom Textkit-Forum und Axel Steil für ihre Hilfe bei der Interpretation und Übersetzung des lateinischen Bilduntertitels („Hamburga, Florentissimum…“).

Literaturverzeichnis

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2 Gedanken zu „#1 Beobachtung der Veränderung der Hansestadt Hamburg anhand historischer Stadtkarten

  1. Stefan Hölscher sagt:

    Ich nehme an das mit dem Wort „Gran“ ein Kran gemeint ist. Kräne waren zur damaligen Zeit seltene Maschinen. Der Warenumschlag in Hamburg verlagerte sich historisch vom Binnenhafen bei der Nicolaikirche immer weiter zu Elbe. So das an der Elbe ein neuer Kran „Newer Kran“ benötigt wurde. Dieser Kran steht noch heute als immer wieder erneuerte Maschine an etwa der gleichen Stelle.

  2. marianoj sagt:

    Danke für den Hinweis, Stefan!

    An dem angegebenen Ort (Mündung des Nikolaifleetes in den Zollkanal, zwischen der Hohen Brücke und Mattentwiete/Auf dem Sande, 53,5447°N und 9,9885°E, siehe Google Maps) befindet sich ein eiserner Hafenkran von 1858, der älteste noch erhaltene Kran Hamburgs, nach dem die Straße „Bei dem Neuen Krahn“ benannt ist. Auf der Insel Cremon befinden sich heute die letzten historischen Speicher Hamburgs aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert.

    Auch die Existenz eines Krans bei der alten Börse (nahe dem Rathaus an der Trostbrücke) ist dokumentiert:

    Links von der Börse steht der alte Kran, der bereits 1291 erwähnt wird; später erhob sich zwischen Börse und Kran noch die 1669 erbaute Wage nebst Kommerzium; all diese Gebäude sind samt der Börse 1842 niedergebrannt.

    (Quelle: [Wilhelm] Melhop, S. 270, zitiert nach historisches-hamburg.de)

    Siehe auch einen Kupferstich von Christian Fritzsch von 1735, auf dem (von links nach rechts) abgebildet sind: der Kran, Waage mit Commerzdeputation, alte Börse, Trostbücke (durch Börse und rechten Baum verdeckt) und ganz rechts die Gebäude des alten Rathauses.

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